M. Keuchen: Bilder und Illustrationen in Jugendbibeln. Beobachtungen – Analysen – Perspektiven, in: Fricke, Michael u.a. (Hg.): Jugendbibeln – Konzepte, Konkretionen und religionspädagogische Chancen. Freiburg 2020,70-88.

Entgegen ihrem Begriff „erklären“ Illustrationen nicht nur. Die Funktionen vom Bild in Jugendbibeln sind breit gefächert und umfassen die Bereiche, jeweils mit Schnittmengen: docere (belehren), movere (bewegen) und delectare (unterhalten).

Bilder unterstützen die jeweilige Orientierung im Werk, dienen als Lesehilfe und helfen zum besseren Verständnis der Erzählungen durch Hintergrundinformationen. Durch den Einsatz von Bildern wird ein kreativer und lebendiger Dialog über Bibelgeschichten angeregt.

Bilder bieten Hilfen für existentielle Fragen und zur individuellen Lebensgestaltung, sie prägen sich ins visuelle Gedächtnis ein und begleiten junge Menschen in ihrem Leben. Der ‚garstige Graben‘ (Lessing) zwischen altem Bibeltext und moderner Lebenswelt wird durch Bilder überwunden. Bilder bieten Diskussionspunkte zum Leben in Gemeinschaft, zu Beziehungskonstellationen und einen Einblick in eine fremde und in die eigene Lebensgeschichte.

Bilder unterhalten, motivieren zum Bibellesen und regen zum Schmunzeln und weiteren positiven Emotionen an.

Das Bildmaterial in Jugendbibeln ist vielfältig und setzt sich aus verschieden Stilrichtungen zusammen. Trotz dieser Vielfalt sind Linien für zukünftige Entwicklungen erkennbar:

  1. Der Bereich der Literaturillustration wächst und „graphic novels“ nehmen, bei aller Diskussion um diesen umstrittenen Oberbegriff, einen wachsenden Marktanteil ein.
  2. Die Gestaltung einer Jugendbibel durch verschiedene Stilrichtungen und Gestaltungstechniken ist ein zukunftsfähiger Weg.
  3. Die Stilrichtung der Collage und Montage erweist sich als zukunftsfähig.
  4. Potenzial liegt in einfach zugänglichem Bildmaterial, das ohne kunstgeschichtliche oder kulturelle Vorkenntnisse entschlüsselbar ist.
  5. Eine interessante Beobachtung des Jugendbibelmarktes in der Zukunft wird sein, ob den Werken ausschließlich unbewegte Bilder zugefügt werden oder ob in der Zukunft immer mehr interaktiv-crossmediale Werke zum Mitwirken erscheinen.

Quelle: Otto Geismar: Bild zu Gen 3, Bilder-Bibel, Berlin 1928.

Marion Keuchen: Bilder und Illustrationen in Jugendbibeln. Beobachtungen – Analysen – Perspektiven, in: Fricke, Michael/ Langenhorst, Georg/ Schlag, Thomas (Hg.): Jugendbibeln – Konzepte, Konkretionen und religionspädagogische Chancen. Freiburg 2020, S. 70-88.