(P)FUNDstück: Liebe

Von Corrinne Averiss und Kirsti Beautyman

Gefunden von Svenja Blaczek im September 2024

Emma liebt ihre Familie.
Emma kommt in die Schule.
Emma ist unsicher.
Emma fühlt sich allein.
Emma denkt an eine Schnur, die sie mit ihrer Mutter verbindet.
Emma überwindet ihre Angst und meistert die neuen Herausforderungen.

Eine mir ans Herz gewachsene Bilderbuchgeschichte ziehe ich immer mal wieder aus meinem Bücherregal: „Liebe“ von Corrinne Averiss und Kirsti Beautyman. Leicht zu übersehen sind die kleinen Widmungen:
Für Wren. Unser Herz an einer Schnur.
Für Ryan. Unsere Liebe wird immer weit genug reichen.

Diese ersten Worte erzählen von Verbundenheit und Freiheit, Verlässlichkeit und Ewigkeit. Alles illustrierende Werte für das eine große, abstrakte Wort: Liebe. Alles Werte, die mir als Christin sehr vertraut sind. Die Geschichte nähert sich der Liebe auf eine ganz warmherzige Weise, indem sie diese beschreibt:

Liebe geht mit, auch wenn man weggeht.
Liebe hat man bei sich.
Liebe kann sich ausdehnen und einen festhalten.
Liebe kann sich lösen.
Liebe kann sich trauen.

Die meisten aus der Geschichte genommenen Erklärungen für Liebe hätten Kinder auch äußern können. Dabei ist die Geschichte der kleinen Emma meiner Meinung nach eher eine Geschichte für erwachsene Emmas. Ich habe sie deshalb schon oft verschenkt. An eine Freundin, die ihr erstes Kind einschult. An einen Freund, dessen erstes Kind im Kindergarten eingewöhnt wird. Verbunden mit dem Wunsch, den dieses Bilderbuch ausdrückt: Mein liebes Kind! Ich denk an dich. Du schaffst das. Fühl dich gedrückt. Ich lasse dich los und vertraue dir. Diese affirmativen Wünsche verhelfen erwachsenen Bezugspersonen schließlich selbst, die eigenen Trennungsängste in Übergangssituationen positiv umzuwerten, damit die Ängste nicht auf die Kinder selbst übertragen werden.

Die Geschichte erzählt von einem Mädchen namens Emma, die in die Schule kommt und verunsichert ist. Die Beziehung zu ihrer Mutter, die Tragfähigkeit, mit der auch ein Loslassen und Zutrauen in die Bewältigung dieser neuen Anforderungssituation einhergeht, hilft Emma über den Schulalltag hinweg.

Genauer gesagt hilft ihr eine unsichtbare „Schnur“, ein Bild, welches die Mutter Emma in der Verabschiedungssituation auf dem Schulhof schenkt. Aufmerksame kleine und große Leser*innen haben die „Schnur“ bereits auf den vorherigen Seiten entdeckt. Emma besucht dort ihre Großeltern und wird auch von einer Schnur gehalten. Sie fühlt sich wohl und geborgen. Die Schnur zeigt sich als goldgeprägtes Geschenkband auch auf dem Buchcover. Mit dem Finger kann man diese Schnur nachfahren. Verbunden mit dem Titel „Liebe“ gewinnt diese Bilderbuchgeschichte direkt etwas Spürbares und Sinnliches.

Trotz „Schnur“ ist Emma mit Schulanfang auf die Zuneigung der Lehrerin angewiesen, die das Bild der Mutter quasi als Komplizin aufgreift. Durch die Bestärkung der Erwachsenen fasst Emma Mut, auf die anderen Kinder einzugehen – und in Wort und Bild können weitere Schnüre entdeckt werden.

Alle Erziehungsberechtigten wünschen ihren Kindern in Übergängen doch Liebe, Stärke und Selbstbewusstsein! Auch für Erwachsene ist es nicht leicht, solche Übergänge zu bewältigen. Dabei ist es gerade ein verlässlicher Umgang, der Kinder befähigt, eigene Schritte zu gehen. Ängste und Trennungsschmerz können bewältigt werden in vertrauensvollen Umgebungen, die hoffentlich alle pädagogischen Einrichtungen Kindern und Erwachsenen bieten.

Die „Schnur“ hilft – dank großformatiger Illustrationen – zu verstehen, was Liebe in Familie sein kann und wie Liebe neue Beziehungen zu Personen in weiteren Sozialräumen wie Schule stiftet. Die Widmungen haben nicht zu viel versprochen! Die Geschichte schenkt Umarmung und wärmt „mit dem Licht in dem kleinen Häuschen von Papa“ auf den ersten Seiten. Das Licht wird durch die hellerleuchteten Fenster in der Schulgebäudeillustration wieder aufgenommen und durchzieht als Symbol die Bilderbuchgeschichte wie eine Schnur.

 

P.S.: Die Neuauflage des Buchs erscheint Mitte September!

P.S.S.: Im Medienportal PTI der EKiR finden Sie den wunderbaren Zeichentrickfilm „Ties“, der ebenfalls eine Schnur als Symbol für die Bindung an die Eltern einsetzt.

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