Leitern – gestaltet von Menschen mit und ohne Behinderung

AUF UND AB

Ein integratives Kunstprojekt des Netzwerks für Kunst und Kultur in Kirche und Diakonie im Rheinland. Von April 2009 bis Dezember 2010

AUF UND AB – ein Ausstellungsprojekt
Von Menschen mit und ohne Behinderung eigenwillig gestaltete Standleitern aus Holz und frei hängende Strickleitern verbinden sich in öffentlichen Räumen zu Installationen, die die Blicke von der Erde aus in die Höhe führen und zurück. Sprossen und Stufen strukturieren und rhythmisieren die durch die Leitern skizzierten Wege und Ebenen: Schritt für Schritt. Jede Leiter hat ihre eigene Botschaft, ob farbig gestaltet, beschriftet, verkleidet. So verfremdet entstehen künstlerische Objekte, die dennoch als Alltagsgegenstände erkennbar bleiben.

Leitern helfen Menschen in die Höhe
Leitern helfen Menschen in die Höhe – und auch wieder herunter. Leitern dienen im Alltag dazu, etwas zu erreichen, was zunächst nicht erreichbar erscheint. Und mehr noch: Symbolisch verbindet eine Leiter die Erde mit dem Himmel. Sie verbindet den Bereich des Alltäglichen und Notwendigen mit dem Reich der Wünsche und Sehnsüchte, der Träume und Phantasie.
Leitern fordern heraus. Wer auf eine Leiter steigt, kann die Welt aus anderer Perspektive betrachten. Wer Höhe wagt, wird gesehen, aber kann auch stürzen. Wer auf die Leiter geht, geht ein Risiko ein. Wie hoch wage ich mich hinaus? Ist die Leiter stabil genug für mich? Will ich überhaupt nach oben? Und wie komme ich wieder herunter? Leitern haben mit der Lust am Experiment zu tun.

Lebensträume
Von Menschen mit und ohne Behinderung künstlerisch gestaltete und öffentlich aufgestellte Leitern rühren an eigene Lebensträume. Sie erheben Einspruch gegen – besonders Menschen mit Behinderung – gesellschaftlich verordnete Bescheidenheit. Sie wollen mit dem Projekt AUF UND AB dazu ermuntern, Höhe zu wagen, sich sehen zu lassen, im Leben zu sein. Gleichzeitig symbolisieren die Leitern etwas von den Auf- und Abwärts-Bewegungen, die zu jedem Leben gehören. Die Leitern laden dazu ein, von den eigenen Lebensbewegungen zu erzählen und dem Auf und Ab des Lebens Ausdruck zu geben.

Standleitern: standhaft, sichtbar und gegenseitig
Unsere Standleitern können frei und stabil stehen. Sie sind gut zwei Meter – also etwas über Körpergröße hoch. Zwei Schenkel stützen sich gegenseitig. Damit verweisen sie für uns auf das Prinzip von Gegenseitigkeit und Kooperation. Menschen mit und ohne Behinderung unterstützen sich gegenseitig, um standhaft im Alltag zu sein und den eigenen Lebensträumen näher zu kommen: sichtbar und selbstbewusst.

Strickleitern: weiter Raum für Phantasie
Zu bodenständigen Standleitern kommen bewegliche, luftige Strickleitern hinzu. Von vielen Menschen aus allen Regionen des Rheinlandes gestaltete Sprossen werden mit Seilen zu langen Strickleitern verbunden. Strickleitern hängen frei im Raum, schwebend, schwingend oder zu Hängebrücken verbunden. Sie erinnern an Takelagen von Segelschiffen, an Trapeze in Zirkuskuppeln, aber auch an Rettungsaktionen und Fluchtmöglichkeiten. Diese Strickleitern sind unbenutzbar, aber sie deuten die Eroberung des Luftraums an. Sie lenken die Blicke in noch höhere Höhen und eröffnen weiten Raum für Phantasien und Träume, für Transzendenz und Spiritualität.

Vernetzung und öffentliche Wahrnehmung
Das Projekt bietet einer großen Zahl von Menschen (ca. 120 Personen) die Möglichkeit, sich zu beteiligen. Viele Teilnehmer/innen bekommen durch die Wanderausstellung die Chance, selbst vor Ort mitzuerleben, wie ihre künstlerische Arbeit öffentlich wahrgenommen wird. Ausgerichtet wird das Projekt vom Netzwerk für Kunst und Kultur in Kirche und Diakonie im Rheinland. Das Netzwerk ist eine Kooperation zwischen dem Pädagogisch -Theologischen Institut der EKiR, der Pfarrstelle für Behindertenarbeit der Evangelischen Kirchenkreise an Sieg und Rhein, dem Diakonischen Werk der EKiR und Einrichtungen der Behindertenhilfe, gemeindlicher Behindertenarbeit, der Evangelischen Behindertenreferate und einzelner Kirchengemeinden.

Workshop und Beteiligung
Standleitern aus Holz werden in einem offen ausgeschriebenen, integrativen Workshop im vom 16.-19.April 2009 im PTI in Bonn unter der Leitung einer Künstlerin individuell und frei gestaltet. Eingeladen zum Worksshop mit etwa 60 Teilnehmer/innen sind Menschen mit und ohne Behinderungen und/ oder psychischen Beeinträchtigungen aus allen Regionen der Evangelischen Kirche im Rheinland. Gruppen und Einrichtungen können sich außerdem über den Workshop hinaus mit der Gestaltung von Strickleitern an dem Projekt beteiligen.

Präsentation
Die gestalteten Leitern werden anschließend in einer Ausstellung präsentiert. Innerhalb des Workshops werden die Standleitern am Sonntag den 19.April um 11.00 Uhr im Haus der Begegnung in Bonn-Band Godesberg öffentlich zu sehen sein. Die Wanderausstellung mit Stand- und Strickleitern startet am 20.September 2009 mit einer Auftaktveranstaltung in der Trinitatiskirche in Bonn – Endenich. Sie wandert dann bis Ende 2010 durch öffentliche Räume im Rheinland. Wir sind interessiert an Ausstellungsorten in Kirchen, Gemeinden und Diakonie, an öffentlichen kommunalen Kunsträumen, an einer möglichst breit gefächerten Präsentation. Ein begleitender kostenloser Flyer wirbt für das Anliegen dieses Kunstprojektes von Menschen mit und ohne Behinderung im gesellschaftlichen Kontext.

Begleitheft
Während des Workshops wird neben den Gestaltungsprozessen kreativ mit Leitern experimentiert und inhaltlich zum Motiv „Leiter“ gearbeitet. Höhenflüge sollen gewagt, Phantasieräume erforscht und Lebensträume geträumt werden. Was dort entsteht, fließt in ein Begleitheft ein, das die jeweiligen Aussteller erhalten. So entsteht ein inhaltlicher Assoziationsrahmen, an dem die Menschen mit Behinderungen maßgeblich mitgearbeitet haben. Das Begleitheft enthält außerdem Materialen und Anregungen für Aktionen und Veranstaltungen, mit denen die Ausstellungen vor Ort begleitet werden können. Das Heft erscheint Ende August 2009.

Impulse in die kirchliche Bildungsarbeit
Bei der Leiter handelt es sich auch um ein biblisch-theologisches Motiv, das in der evangelischen Tradition als Himmelsleiter oder Jakobsleiter lebendig ist (1.Mose 28).
Die Schnittmenge zwischen Kirche und Diakonie gewinnt im Motiv der Leiter eine Form: Leitern, von Menschen mit und ohne Behinderungen zu Skulpturen mit eigener Aussage gestaltet, verbinden sich mit einem biblischen Symbol. Im begleitenden Heft gibt es religions- und gemeindepädagogische Anregungen, die diesen Zusammenhang aufgreifen. Herausgegeben wird das Heft vom Pädagogisch-Theologischen Institut der Ev. Kirche im Rheinland. Die kulturelle Arbeit von Menschen mit Behinderung wird so vertieft wahrgenommen und nicht nur wohlgefällig betrachtet. Sie gibt Impulse und eröffnet neue Assoziationsräume für kirchliche Bildungsinhalte.

Leitung und Kontakt
Sabine Ahrens, Pädagogisch – Theologisches Institut der Ev. Kirche im Rheinland (PTI),
Haus der Begegnung, Mandelbaumweg 2, 53177 Bonn
Tel: 0228/ 9523-123/ -115
Mail an: Sabine Ahrens

Mail an: Gabriele Hünninger
www.kunst-kreativraum.de

Trägerschaft
Pfarrstelle für Behindertenarbeit der Evangelischen Kirchenkreise an Sieg und Rhein

Projektverwaltung
Rita Zehent
Tel: 02241/ 20 15 38 (Mi, Do 9.00 -12.30 Uhr)
Mail an: Rita Zehen

07.04.2009