Kein Mensch ist unbegrenzt

Landessynode 2013

„Inklusion ist vor allem eine Herzensangelegenheit“, sagte Pfarrer Rainer Schmidt, Dozent am Pädagogisch-Theologischen Institut (PTI), in einem theologischen Exkurs zum Schwerpunktthema der Synode.

Rainer Schmidt vor der Landessynode 2013 mit ihrem Hauptthema Inklusion.
Rainer Schmidt vor der Landessynode 2013 mit ihrem Hauptthema Inklusion.

 

Mediziner dürften Behinderung definieren, für Christinnen und Christen seien hingegen alle Menschen gottgegeben „Und die Kategorie Behinderung ist da auch überhaupt nicht weiterführend“, erklärte Schmidt, dem beide Arme fehlen. Denn alle Menschen seien verschieden und bei Inklusion gehe es nicht nur um Menschen mit Behinderung, sondern es stelle sich auch die Frage nach der Ausgrenzung von Frauen oder Migrantinnen und Migranten.

Barrieren im Kopf

Schmidt bezeichnete sich als „außergewöhnlich begrenzten Menschen“ und beschrieb die unsichtbaren Barrieren, die es auch in seinem Kopf gegeben habe. Der Tischtennisspieler, der auch schon bei den Paralympics dabei war, schilderte, wie er als Junge in einen Tischtennisverein spielen wollte, sich alleine nicht traue und sich fragte, ob er sich seinen Mitspielenden zumuten könne. Schließlich ging er gemeinsam mit seinem Cousin in einen Verein. Er fand einen Trainer, der zwar nicht genau wusste, wie er mit seiner Beeinträchtigung umgehen sollte, aber bereit war, Neues auszuprobieren. Die ideale Voraussetzung für Inklusion, denn „Inklusion benötige Neugier, Mut und die Bereitschaft zum Dialog auf Augenhöhe“, sagte er.

Er kam auf die Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche im Rheinland „Da kann ja jede(r) kommen“ zu sprechen. Inklusion sei auch die Teilnahme von Menschen mit Behinderung an Gemeinde, aber nicht bloß als Empfänger diakonischer Wohltaten. Dabei seien die Menschen nicht von ihren Beeinträchtigungen, sondern von ihren Talenten her zu sehen. „Wir alle leben mit unseren Begrenzungen. Kein Mensch ist unbegrenzt.“ Es stellten sich die Fragen: Gebe es in der Gemeinde eine Kultur des Zuhörens? Rege die Gemeinde an, ein positives Selbstbild zu entwickeln?

Gemeinsam voneinander lernen

Inklusion bedeute, miteinander Barrieren abzubauen, wobei Schmidt das „Miteinander“ betonte. „Nicht einer für den Anderen, sondern gemeinsam, aufeinander achten und voneinander lernen“, so Schmidt. Er sprach über die Berufungsgeschichte des Moses und führte aus, wie Gott Moses beruft, der sich nicht traut, Gottes Auftrag anzunehmen. Er fühlte sich nicht sprachfähig genug. „Ich gehe davon aus, dass Moses gestottert hat.“ Gott berufe andauernd Menschen, die scheinbar nicht für seine Aufträge taugten. „Große Frauen und Männer in der Bibel waren oft auch gebrochene Existenzen“, so Schmidt.

Gottes Erwiderung auf Moses Argument seiner Behinderung sei ein Rückgriff auf die Schöpfung, so Schmidt. Und das mache deutlich, dass Menschen mit Behinderung zur guten Schöpfung Gottes gehörten. „Und gut in Gottes Schöpfungsgeschichte heißt eben nicht perfekt.“