Der Faden ist aufgenommen

Inklusive Kunstwerkstatt

Nachmachen, weiterspinnen, auf eigene Ideen kommen: Das alles ist erwünscht im Anschluss an die Beispiele, die in der „Inklusiven Kunstwerkstatt“ im Haus der Begegnung in Bonn entstanden sind. Ein Fadenlabyrinth. Frottagen und Monotypien aus Wollresten.

Lebensfäden zu verbinden macht reicher: Fadenarbeit vor Tipi bei der Kunstwerkstatt. Lebensfäden zu verbinden macht reicher: Fadenarbeit vor Tipi bei der Kunstwerkstatt.

Herzstück von Bildern, Texten, Theater und Tanz, die in der Kunstwerkstatt entstanden, ist eines der drei Tipis, die aus tausend gehäkelten Quadraten entstanden sind. Wie auch die Kunstwerkstatt gehen sie auf das Bündnis „Wir WOLLEn Vielfalt“ zurück, das Bündnis für Inklusion in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Das Zelt ist ein Gemeinschaftswerk. Und die Werkstatt hieß logischerweise: „Den Faden aufnehmen“. 55 Teilnehmende waren dazu vom Niederrhein und aus dem Ruhrgebiet angereist, aus Bad Kreuznach, Köln und Bonn, sie wurden in verschiedenen Workshops von Künstlerinnen und einem Künstler angeleitet.

Das Zelt also als Ankerpunkt. Es ist Symbol – steht für das biblische Zelt der Begegnung, den mobilen sakralen Ort und Platzhalter für die Begegnung von Gott und Menschen, wie Sabine Ahrens sagt, Pfarrerin und Dozentin am Pädagogisch-Theologischen Institut (PTI). Das PTI ist zusammen mit der Pfarrstelle für Behindertenarbeit des Kirchenkreises An Sieg und Rhein und der Integrativen Gemeindearbeit des Kirchenkreises Gladbach-Neuss Trägerin des Bündnisses „Wir WOLLEn Vielfalt“. Ahrens: „Gemeinsam üben wir uns in der Kunst des Zusammenlebens von verschiedenen Menschen.“

Den Faden der Zukunft einfädeln

Aus dieser Sicht ist das Zelt auch ein Netz, atmet Licht, Luft, Klänge, ist durchlässig, indianisch, nomadisch, andächtig, sakral. Und es erinnert an Camping, Kirchenfenster, Notunterkunft, Festzelt, Königsmantel. Und so ist das Zelt „weit mehr als ein Symbol“, erklärt die Theologin. Über das Theaterspiel mit dem Zelt als Requisite und Bühne sei die Botschaft deutlich geworden „Den Faden der Zukunft einfädeln“. Das Fadenlabyrinth zeigte: „Wenn wir unsere Lebensfäden verbinden, werden wir dadurch reicher.“

Wo steht die rheinische Kirche in Fragen der Inklusion? Sabine Ahrens sagt: „Wir sind mittendrin. Der Faden ist aufgenommen.“ Der Begriff werde im Raum der Kirche bekannt, seine Vielschichtigkeit deutlich, die Schnittmengen zwischen Diakonie und Kirche erkannt. Inklusion sei ein Handeln nach je eigenen Möglichkeiten. „Inklusion ist nicht das Abarbeiten einer Checkliste, sondern eine Haltung.“

„Schickt uns Vielfalter“

Haben Kirchengemeinden etwas von der Inklusiven Kunstwerkstatt? Ja, sagt Wolf Clüver, Pfarrer für Integrative Gemeindearbeit im Kirchenkreis Gladbach-Neuss. „Kreative Prozesse, die man in der Kirchengemeinden nachmachen kann. Objekte, mit denen man in der Kirchengemeinde anknüpfen kann.“ Und so hat er dieser Tage in einem Frauenkreis die ersten „Vielfalter“ vorgezeigt, die nächsten Wollobjekte, das Schmetterlingsprojekt zum Kirchentag in Stuttgart 2015.

Für Clüver Objekte, „die in ihrer Verschiedenheit und unterschiedlichen Qualität die Verschiedenheit und unterschiedlichen Fähigkeiten der Menschen symbolisieren“. Und die bitte gern gestricklieselt oder gehäkelt werden sollen. Mitmachen erwünscht: „Schickt uns Vielfalter!“

 

 

 

ekir.de / hbl, neu, Fotos: Meike Böschemeyer / Evangelische Kirche im Rheinland – Ekir.de / 21.10.2014