Ausstellung: „Verstandesding – Sinnending“ – Arbeiten von Gabriele Pütz

Installationen, Objekte und Graphiken von Gabriele Pütz

Das Haus der Begegnung zeigte vom 19. November 2012 bis zum 17. Februar 2013 im Rahmen der Ausstellung „Verstandesding – Sinnending“ Installationen, Objekte und Graphiken von Gabriele Pütz.

- aber "alles Erhabene ist ebenso schwierig wie selten" (Baruch de Spinoza). Installation, Ausschnitt. Foto: Gabriele Pütz – aber „alles Erhabene ist ebenso schwierig wie selten“ (Baruch de Spinoza). Installation, Ausschnitt. Foto: Gabriele Pütz

 

Mit einer gut besuchten Vernissage wurde die Ausstellung am 19. November eröffnet. Nach der Begrüßung durch Professor Dr. Gotthard Fermor, dem Direktor des Pädagogisch-Theologischen Instituts der Evangelischen Kirche im Rheinland, führte die Direktorin des Rheinischen Landesmuseums, Dr. Gabriele Uelsberg, in die Ausstellung ein. Dabei ging sie auf die Motivation und die Ideen ein, die Gabriele Pütz bei ihrer Arbeit bewegen:

Dr. Gabriele Uelsberg, Direktorin des Rheinischen Landesmuseums:
Gabriele Pütz fordert mit ihren Arbeiten den Betrachter als „Seher“, „Begreifer“ und „Denker“ heraus
„Es gelingt der Künstlerin immer wieder, komplexe philosopohischen Thesen mit Objekten, Szenarien und Erlebnissen des Alltags zu verknüpfen, die sie nahezu spielerisch suchen aus ihrem direkten Umfeld ableitet. Wobei Umfeld im Kontext der Arbeiten von Gabriele Pütz bedeutet, dass sie aus eigenen Lebenserfahrungen, aus Familiensituationen oder aus der Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum, in demwir uns tagtäglich bewegen ihre Bildfindungen rekurriert. So lässt sie immer wieder die Irritation und Mutation von Objekten und Materialien entstehen, indem sie gegen die Gewissheit der Wahrnehmung antritt. Mal sind es photographische Arbeiten von Straßenzeichen, die sie verwendet, umd die dort gefundenen numerischen Angaben mit Textstellen der Bibel zu verbinden, mal sind es Gegenstände des Alltags, wie Teller, denen sie Thesen aufdruckt und die damit den Bild gewordenen philosophischen Theorien gleichsam ‚geistige Nahrung‘ anbieten.

Die Objekte, die sich in den Arbeiten von Gabriele Pütz finden, sind jedoch nicht tatsächliche Fundstücke, sondern Gestaltungen aus Keramik. Die Zerbrechlichkeit und Fragilität der Dinge, die auf den ersten Blick oft massiv und robust erscheinen, werden auch in diesem Sinne zur Metapher der Bedrohtheit philosophisch-ethischen Gedankenguts. Gabriele Pütz fordert mit ihren Arbeiten den Betrachter als ‚Seher‘, ‚Begreifer‘ und ‚Denker‘ heraus und macht es uns im besten Sinne des Wortes ’nicht leicht‘, mit ihren Werken umzugehen. Dabei gelingt ihr dennoch im Umgang mit den Materialien eine sinnliche Auseinandersetzung mit den philosophisch-theoretischen Gedankengängen.“

Vernissage im Haus der Begegnung: Professor Gotthard Fermor, Gabriele Pütz, Dr. Gabriele Uelsberg (v.l.n.r.)
Vernissage im Haus der Begegnung: Professor Gotthard Fermor, Gabriele Pütz, Dr. Gabriele Uelsberg (v.l.n.r.)

 

Über Gabriele Pütz

Gabriele Pütz hat Bildhauerei und Keramik an der Fachhochschule Köln bei Eduardo Paolozzi, Hans Karl Burgeff und Wilhelm Koslar studiert. Sie arbeitet als freie Künstlerin in Bad Honnef, hatte bereits zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland und ist für ihre Arbeiten mehrfach ausgezeichnet worden.

…. und ihr künstlerisches Schaffen

„Die Installationen und Objekte der in Alfter bei Bonn geborenen Künstlerin weisen sich durch einen hohen Grad an inhaltlicher Abstraktion, eine beeindruckende handwerkliche Gestaltung und eine immer wieder verblüffend selbstverständliche Kombination von philosophischen Inhalten und haptischer Bildlichkeit sowie der überzeugenden Verknüpfung von Text und Objekt aus“, würdigte die Direktorin des Rheinischen Landesmuseums, Dr. Gabriele Uelsberg, die Arbeiten von Gabriele Pütz anlässlich der Verleihung des Rheinischen Kunstpreises 2004.

…. das philosophische Inhalte und haptische Bildlichkeit verbindet 

Ein Beispiel:
Rechts von diesem Text sieht man die Künstlerin vor der Installation „- aber alles Erhabene ist ebenso schwierig wie selten‘.

Ein Ausschnitt aus dieser Installation ist bereits zu Beginn dieses Artikels zu sehen: Dort blickt der Betrachter in eine geöffnete Schublade mit zwei rostigen Linsen. „Gott“ ist in die eine, die linke Linse eingeprägt, in die andere „Substanz“.

Die gesamte Installation besteht aus einem kleinen Tisch und insgesamt 21 scheinbar rostigen (Keramik-) Linsen. In jede von ihnen ist ein Begriff eingeprägt – sie allesamt spielen eine wesentliche Rolle im Hauptwerk des niederländischen Philosophen und Rationalisten Baruch de Spinoza (1632 – 1677).

Bereits mit dem bei Spinoza entlehnten Titel der Installation stellt Gabriele Pütz einen ersten Bezug zu dem Philosophen her, mit dessen Gedanken sie sich in dieser Installation auseinandersetzt. Aber es bleibt nicht bei den Worten. Auch durch die Dinge selbst wird auf Spinoza verwiesen: Spinoza hat seinen Lebensunterhalt mit dem Schleifen von Linsen für Mikroskope und Ferngläser verdient. Deshalb wählte Pütz die Linsen als „Transportmittel“, um dem Betrachter die Gedankenwelt vom Spinoza nahe zu bringen.

… und Alltag und Göttliches miteinander in Bezug setzt

„In der Verknüpfung religiöser und philosophischer Themen mit scheinbar banalen Alltagsdingen und Erlebnissen oder in einer bewussten Irritation von Materialien und Objekten gelingt es ihr beinahe spielerisch, dem Betrachter Zugang zu einer ausgesprochen schwierigen Thematik zu verschaffen und daraus Erkenntnis zu gewinnen. Der Alltag wird ebenso in Bezug zum Göttlichen gesetzt als umgekehrt, zum Beispiel in der Plastik ‚dominus domino‘ oder der Fotoserie ‚Wegweisungen‘, in der numerische Angaben auf gelben Gasometer-Zeichen am Straßenrand als Textstellen aus der Bibel identifiziert sind: ‚Ist die Bibelstelle der wirkliche Wegweiser?'“
Mit dieser Beschreibung trifft Dr. Denise Steger, Kunsthistorikerin und selbst Künstlerin, wesentliche Kennzeichen der Arbeiten von Gabriele Pütz.

Ausführliche Informationen
Mehr über die bildende Künstlerin Gabriele Pütz erfahren Sie auf der Internet-Seite der Künstlerin:
www.gabriele-puetz.kulturserver-nrw.de

"Die Lichtung", Installation, Holz, Größe variabel (ø ca. 4 m), Ausschnitt. Foto: Gabriele Pütz „Die Lichtung“, Installation, Holz, Größe variabel (ø ca. 4 m), Ausschnitt. Foto: Gabriele Pütz

 

Praktische Hinweise

Zur Ausstellung ist in der Reihe „KUNST im Haus der BEGEGNUNG“ die Kunstpostkarte „Mondsichelmadonna“ von Gabriele Pütz erschienen.
Sie ist beim Empfang im Haus der Begegnung kostenlos erhältlich.